Friedrich von Hardenberg – Künstlername Novalis
Friedrich von Hardenberg ist bis in die heutige Zeit bekannt unter dem Künstlernamen „Novalis“. Geboren 1772, hat er sowohl die Literatur als auch die Philosophie geprägt. Damit macht er seiner Familie alle Ehre, deren Stammbaum sich zurückverfolgen lässt bis ins 12. Jahrhundert.
Der Name „Novalis“ basiert auf genau dieser Entwicklung. So gibt es eine Seitenlinie der Familie Hardenberg, deren Beiname „de Novali“ war. Hinter dem Begriff „Novalis“ verbirgt sich sogar eine Bedeutung. Es handelt sich hierbei um die lateinische Bezeichnung für den „Neuland Bestellenden“. So verkehrt ist dieser Beiname nicht. Die Werke von Novalis und seinen Freunden hatten tatsächlich die Kraft, dichterisches Neuland zu betreten und damit eine große Berühmtheit zu erlangen.
Sprüche & Gedichte von Novalis:
Helft uns nur den Erdgeist binden, Lernt den Sinn des Todes fassen Und das Wort des Lebens finden; Einmal kehrt euch um. | So wird sie auch fliehen die edle Seele Aus dem Erdenstaube entlastet dort zu Jenen höhern, bessern Gefilden reich an Seliger Ruhe und Freiheit. | Was du verlorst, hat er gefunden; Du triffst bei ihm, was du geliebt: Und ewig bleibt mit dir verbunden, Was seine Hand dir wiedergibt. |
Wenn alle untreu werden, So bleib ich dir doch treu; Daß Dankbarkeit auf Erden Nicht ausgestorben sei. Für mich umfing dich Leiden, Vergingst für mich in Schmerz; Drum geb ich dir mit Freuden Auf ewig dieses Herz. | O! geht hinaus auf allen Wegen, Und holt die Irrenden herein, Streckt jedem eure Hand entgegen, Und ladet froh sie zu uns ein. Der Himmel ist bei uns auf Erden, Im Glauben schauen wir ihn an; Die Eines Glaubens mit uns werden, Auch denen ist er aufgetan. | Die Lieb ist frei gegeben, Und keine Trennung mehr. Es wogt das volle Leben Wie ein unendlich Meer. Nur eine Nacht der Wonne – Ein ewiges Gedicht – Und unser aller Sonne Ist Gottes Angesicht. |
Mit den Tönen Kommt das Sehnen, Reget sich der Liebe Schmerz. Wie sie beben Und verschweben, Bebt, verschwebt das stille Herz. | Wenn ich ihn nur habe, Wenn er mein nur ist, Wenn mein Herz bis hin zum Grabe Seine Treue nie vergißt: Weiß ich nichts von Leide, Fühle nichts, als Andacht, Lieb und Freude. | Hätten die Nüchternen Einmal gekostet, Alles verließen sie, Und setzten sich zu uns An den Tisch der Sehnsucht, Der nie leer wird. |
Was paßt, das muß sich ründen, Was sich versteht, sich finden, Was gut ist, sich verbinden, Was liebt, zusammensein. Was hindert, muß entweichen, Was krumm ist, muß sich gleichen, Was fern ist, sich erreichen, Was keimt, das muß gedeihn. Gib traulich mir die Hände, Sei Bruder mir und wende Den Blick vor Deinem Ende Nicht wieder weg von mir. Ein Tempel – wo wir knien – Ein Ort – wohin wir ziehen Ein Glück – für das wir glühen Ein Himmel – mir und dir. | Lieblich murmelt meines Lebensquelle Zwischen Rosenbüschen schmeichelnd hin, Wenn ich eines Fürsten Liebling bin, Unbeneidet auf der hohen Stelle; Und von meiner stolzen Marmorschwelle Güte nicht, die Herzenszauberin Und die Liebe, aller Siegerina Flieht zu einer Hütte oder Zelle; Süßer aber schleicht sie sich davon Wenn ich unter traurenden Ruinen Efeugleich geschmiegt an Karolinen Wehmutlächelnd les im Oberon Oder bei der milchgefüllten Schale Bürgers Lieder sing im engen Tale. | Wenn in bangen trüben Stunden Unser Herz beinah verzagt, Wenn, von Krankheit überwunden, Angst in unserm Innern nagt; Wir der Treugeliebten denken, Wie sie Gram und Kummer drückt, Wolken unsern Blick beschränken, Die kein Hoffnungsstrahl durchblickt, O! dann neigt sich Gott herüber, Seine Liebe kommt uns nah', Sehnen wir uns dann hinüber, Steht sein Engel vor uns da, Bringt den Kelch des frischen Lebens, Lispelt Mut und Trost uns zu, Und wir beten nicht vergebens Auch für der Geliebten Ruh. |
Der ist der Herr der Erde, Wer ihre Tiefen mißt, Und jeglicher Beschwerde In ihrem Schoß vergißt. | Ein Engel zieht dich wieder Gerettet auf den Strand, Und schaust voll Freuden nieder In das gelobte Land. | Getrost, das Leben schreitet Zum ew'gen Leben hin; Von innrer Glut geweitet Verklärt sich unser Sinn. |
Wohin ziehst du mich, Fülle meines Herzens, Gott des Rausches, Welche Wälder, welche Klüfte Durchstreif ich mit fremdem Mut. Welche Höhlen Hören in den Sternenkranz Cäsars ewigen Glanz mich flechten Und den Göttern ihn zugesellen. Unerhörte, gewaltige Keinen sterblichen Lippen entfallene Dinge will ich sagen. Wie die glühende Nachtwandlerin Die bacchische Jungfrau Am Hebrus staunt Und im thrazischen Schnee Und in Rhodope im Lande der Wilden So dünkt mir seltsam und fremd Der Flüsse Gewässer Der einsame Wald. | Gottlob! daß ich auf Erden bin Und Leib und Seele habe; Ich danke Gott in meinem Sinn Für diese große Gabe. Der Leib ist mir doch herzlich lieb Trotz seiner Fehl und Mängel, Ich nehme gern mit ihm vorlieb Und neide keinen Engel. Ich küsse gern mein braunes Weib Und meine lieben Kinder, Und das tut wahrlich doch mein Leib, Und mir ist es gesünder, Als wenn ich mit Philosophie Die Seele mir verdürbe, Denn ein klein wenig Not macht sie, Die liebe Weisheit, mürbe. | Alle Menschen seh ich leben Viele leicht vorüberschweben Wenig mühsam vorwärtsstreben Doch nur Einem ists gegeben Leichtes Streben, schwebend leben. Wahrlich der Genuß ziemt Toren In der Zeit sind sie verloren, Gleichen ganz den Ephemeren[.] In dem Streit mit Sturm und Wogen Wird der Weise fortgezogen Kämpft um niemals aufzuhören Und so wird die Zeit betrogen Endlich unters Joch gebogen Muß des Weisen Macht vermehren. Ruh ist Göttern nur gegeben Ihnen ziemt der Überfluß Doch für uns ist Handeln Leben Macht zu üben nur Genuß. |
Die Poesie ist die Prosa unter den Künsten. | Der Idealism ist nichts als echter Empirism. | Wir sind zugleich in und außer der Natur. |
Nachts schläft die Dummheit. | Flucht des Gemeingeistes ist Tod. | Liebe ist durchaus Krankheit. |
Wo Kinder sind, da ist ein goldnes Zeitalter. | Man ist allein mit allem, was man liebt. | Abstraktion schwächt; Reflexion stärkt. |
Alle Erinnerung ist Gegenwart. | Unser ganzes Leben ist Gottesdienst. | Jede trübe Stimmung ist Illusion. |
Ein Kind ist eine sichtbar gewordne Liebe. | Die echte Geduld zeugt von großer Elastizität. | Das Leben ist ein moralisches Prinzip. |
Das höchste Leben ist Mathematik. | Die Ehe ist das höchste Geheimnis. | Die Vorzeit nimmt zu, die Zukunft ab. |
Aller innere Sinn ist Sinn für Sinn. | Für das Lebendige ist kein Ersatz. | Der Dichter betet den Zufall an. |
Dem echt Religiösen ist nichts Sünde. | Denken ist eine Muskelbewegung. | Alle Menschen sollen thronfähig werden. |
Das Leben von Novalis
Georg Philipp Friedrich von Hardenberg ist in Oberwiederstedt geboren. Sein Geburtstag ist der 2. Mai 1772. Die Familie zog im Jahr 1784 nach Weißenfels in der Nähe von Dürrenberg um. Weißenfels war ein Teil des Schicksals von Novalis, denn bis heute gilt der Ort als Wirkungsstätte des Dichters und Schriftstellers.
Es sollte allerdings noch eine ganze Weile dauern, bis Novalis seine schriftstellerische Ader entdeckte. So hat er erst einmal ein Jurastudium begonnen und dieses auch erfolgreich abgeschlossen. Anschließend erhielt er einen Job als Assessor und war dadurch bei den Salinen tätig. Sein Interesse am Bergbau war so umfassend, dass er sich entschiede, auch noch ein Bergbaustudium zu absolvieren und in Kursachsen geologische Erkundungen des Landes durchzuführen.
Auch wenn er damals davon ausging, dass genau diese Erkundungen für ihn zum Erfolg werden würden, hat er genau diesen Erfolg allerdings auf andere Weise erlangt. Die erste Veröffentlichung als Novalis erfolgte im Jahr 1798. Damals hat er „Blüthenstaub“, eine Sammlung an Fragmenten an eine Zeitschrift gegeben und dort unter dem Namen „Novalis“ veröffentlichen lassen. Tatsächlich waren es die Fragmente, die für Novalis sein Leben lang eine wichtige Bedeutung hatten. Er nahm sich die Zeit und begann damit, an seinem wichtigsten Werk zu arbeiten. Dabei handelte es sich um „Heinrich von Ofterdingen“. Zum Leidwesen seiner Leser und Leserinnen hat er es nicht geschafft, das Werk zu beenden. Das Leben von Novalis endete bereits im Jahr 1801. Er war zu diesem Zeitpunkt gerade 29 Jahren alt.
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Die Werke von Novalis
Auch wenn sein Leben nur kurz gewesen ist, so hat Novalis es dennoch geschafft, viel für die Nachwelt zu hinterlassen. Die Fragmentsammlung „Blüthenstaub“ war nur der Anfang, auch wenn sie deutlich machte, dass Fragmente für den Dichter und Schriftsteller eine besondere Bedeutung hatten. Es gibt eine größere Dichtung, die Novalis fertigstellen konnte und die auch noch während seiner Lebzeiten veröffentlicht wurde.
Dabei handelt es sich um die „Hymnen der Nacht“. „Blüthenstaub“ wurde im Athenaeum veröffentlicht, einer Zeitschrift, die sich der Frühromantik verschrieben hatte. Auch die „Hymnen der Nacht“ wurden in der Zeitschrift veröffentlicht – sogar im letzten Heft, das je herausgegeben wurde.
Die Herausgeber der Zeitschrift waren die Brüder Schlegel. Der Auslöser für die „Hymnen der Nacht“ war jedoch sehr traurig. Seine Freundin ist im Jahr 1797 verstorben. Mit dem Werk verarbeitete er seine Gefühle sowie den Wunsch, seine Geliebte möglichst schnell im Tode zu treffen. Ebenfalls im Jahr 1797 hat Novalis damit begonnen, das Werk „Die Lehrlinge zu Sais“ zu verfassen.
Auch dieser Roman wurde von ihm nicht beendet. Der Ansatz des Romans war die Idee, dass Natur und Mensch wieder eine Einheit werden können. Doch nicht nur tiefgreifende Gedanken wurden in seinen Werken verarbeitet. Es gibt auch weniger anspruchsvolle Zusammenstellungen, die für viel Freude gesorgt haben.
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Von den „Geistlichen Lieder“ von Novalis
Fast schon als romantisch können die „Geistlichen Lieder“ bezeichnet werden. Sie sind zwischen 1799 und 1800 entstanden und sollten vor allem die Herzen der Menschen erreichen. Dabei hat sich Novalis darauf konzentriert, aus schlichten Worten das Wichtigste herauszuholen. Interessant ist, dass einige der Worte3 aus der Zusammenstellung inzwischen sogar in den Gesangsbüchern der Evangelischen Kirche zu finden sind.
Novalis nahm sich die Zeit und hat sich dafür entschieden, zu „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ von Johann Wolfgang von Goethe einen Gegenentwurf zu erschaffen. Hierbei handelte es sich um den Titelhelden aus dem Werk „Heinrich von Ofterdingen“, das durch ihn allerdings nie veröffentlicht wurde. Anhand dieses Werkes hat die blaue Blume in der Romantik den Platz eines bedeutenden Symbols eingenommen.
Novalis verstarb, bevor er den Roman beenden und dessen Erfolg miterleben konnte. Für die Veröffentlichung sorgten stattdessen Ludwig Tieck sowie Friedrich Schlegel, die bekannte Freunde des Dichters gewesen sind. Seine Werke setzen sich zusammen aus Essays und Dichtungen sowie Fragmenten und verschiedene Aufzeichnungen, die sich mit Philosophie, Geschichte und auch mit der Ästhetik beschäftigen.
Dies zeigt, wie breit gefächert die Interessen des Schriftstellers gewesen sind – auch wenn er bereits in jungen Jahren verstorben ist.
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Die Bedeutung der blauen Blume
Sehen wir uns noch einmal tiefer die Bedeutung der blauen Blume an. Sie gilt bis heute als eines der wichtigsten Symbole aus der Romantik und wurde vor allem durch Novalis stark geprägt. Zu finden ist das Symbol in seinem Roman „Heinrich von Ofterdingen“. Die Hauptfigur aus dem Roman gelangt an eine blaue Blume. Diese blaue Blume sorgt dafür, dass er die Schwelle der Mystik übertreten kann.
Die blaue Blume sorgt also dafür, dass dem Hauptdarsteller Wege einer ganz neuen Weltsicht eröffnet werden. Vom Diesseits aus entsteht eine transzendentale Poesie, die ganz neue schöpferische Akzente in die Dichtkunst und die Schriftstellerei einbringt.
Die Mystik hat Novalis fasziniert, auch wenn er erst relativ spät in seinem Leben den Weg dorthin gefunden hat. So konnten dennoch die Informationen von Jakob Böhme mit in die Werke von Novalis einfließen. Jakob Böhme war zur damaligen Zeit ein berühmter Mystiker, der seine Weltsicht stark verbreitet hat.
Gerade auch die „Geistlichen Lieder“ sind es, bei denen dieser Einfluss zu spüren ist. Wen die Worte von Novalis berühren, der findet hier einige seiner Werke in der Zusammenstellung und kann diese beispielsweise auch nutzen, um damit Gutscheine oder Karten zu gestalten. Worte können sehr viele Emotionen übertragen und aus genau diesem Grund ist es eine schöne Idee, dabei auf Novalis zurückzugreifen.
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Header-Bildnachweis: Brück & Sohn Kunstverlag Meißen, 07272-Weißenfels-1906-Grab von Novalis-Brück & Sohn Kunstverlag, CC0 1.0 (zugeschnitten)
Info: Diese Themenseite wurde von Jana Kühnler (Zeilenreichtum) betextet.